Karibik Musik – Karibische Musik und ihre Vielfalt

Karibische Musik

Karibische Musik

Ob Kuba, Haiti oder Barbados – nicht nur sonnige Strände und Lebensfreude machen die Karibik zu
einem einzigartigen Ort. Auch die kulturellen Besonderheiten der Inseln machen die Faszination
Karibik aus. In unserem Artikel nehmen wir uns heute einen besonderen Teil der Karibik vor: Die
karibische Musik.

Reggae, Merengue und Ska sind auch in Europa bekannt – doch wie sieht es mit Soca, Zouk, Kopa und
Mento aus?

Wir betrachten viele einzelne Musikrichtungen und stellen die jeweiligen Besonderheiten
vor. Von den Kleinen und Großen Antillen bis zu den Karibik Anrainern unterscheiden sich Musik in
Instrumentalisierung und „Feeling“. In unserer Top 10 finden Sie zudem einige Musikvorschläge, um
sich weiter mit der karibischen Musik zu befassen.

Karibische Musik – Unterschiedliche Stilrichtungen und Herkunft

Die karibische Musik ist beinahe so vielfältig, wie die karibischen Inseln selbst. Auf Grund ihrer
besonderen Lage haben sich viele unterschiedliche Stile auf den Inseln entwickelt. Im folgenden Teil
unseres Artikels stellen wir sechs besondere Genres vor, die auch heute noch gelebt werden.

Jamaika: Mento

Spricht man über karibische Musik, so nimmt der Mento eine besondere Stellung ein. Er gilt als
erste folkloristische Populärmusik Jamaikas und seine Einflüsse sind bis in die heute populärsten
Stilrichtungen, Reggae und Ska, spürbar.

Geschichte des Mento
Die karibische Musikrichtung Mento enstand wohl in den 1930er Jahren als eine Art der
Unterhaltungsmusik, die auf Jamaika vor allem durch Troubadoure verbreitet wurde. Er verpackte
Klatsch, Tratsch und Neuigkeiten in Musik und Tanz – teilweise so explizit, dass die Kirche
bestimmte Alben verbieten ließ. Mit einem Hauch karibischer Gelassenheit wurden die Songs dann
unter der Ladentheke weitergehandelt.

Mento – Musikalische Besonderheiten

Mento entstand als typisch karibische Musik aus den unterschiedlichsten Einflüssen der
jamaikanischen Kultur und verbindet vor allem afrikanische Elemente in einer simplen
Call-and-Response-Aussage und einem stetigen 4/4 Takt.
Auch der traditionelle Tanz, welcher zum Mento getanzt wird und der Vorreiter des jamaikanischen
Nationaltanzes ist, hat afrikanische Wurzeln: Der Kumina beansprucht viele hüft-zentrierte
Bewegungen und verkörpert als Tanz das, was wir als karibisches Lebensgefühl zu beschreiben
versuchen.

Jamaika: Reggae

Die wohl bekannteste karibische Musikrichtung wurde spätestens mit Bob Marley weltbekannt und ist
bis heute die karibische Musikrichtung mit den meisten, aktiven Hörern und Musikern.

Geschichte des Reggaes
In den 1960er Jahren war das Empfangen US-amerikanischer Radiosendungen auf Jamaika ein
weitverbreitetes Hobby. Aus den damals beliebten Stilrichtungen Soul, R&B, Blues, Country und Jazz
entwickelte sich schnell eine neue Musikrichtung – fein abgestimmt mit traditionellen Arrangements
aus Mento und Ska.
Die Bedeutung des Namens Reggae und dessen Herkunft ist bis heute ungeklärt. Es gibt die These,
dass der Name sich vom lateinischen „rex“ ableite – schließlich sei Reggea die Musik des Königs.
So zumindest argumentierte Bob Marley höchstpersönlich. Andere Erklärungen werden diskutiert,
können jedoch ebenso wenig nachgewiesen werden.
Als erster „echter“ Reggae-Song gilt der Titel „People funny boy“ von Lee „Scratch“ Perry aus dem
Jahr 1968.
Seit den 1960er Jahren hat sich der Reggae in viele Sub-Genres aufgespalten. Die „historisch
korrekte“ Form des Reggaes wird meist als Roots-Reggae bezeichnet.

Der Reggae hat es seitdem geschafft, auch von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe
anerkannt zu werden: Seit 2018 gilt die Musikrichtung als Teil der repräsentativen Liste des immateriellen
Kulturerbes der Menschheit.

Musikalische Besonderheiten des Reggea

Der typische Sound des Reggaes wird vor allem durch die Rhythmus-Gruppe vorangetrieben. Die starke
Betonung des zweiten und vierten Taktes gibt dem Reggae seinen Charakter. Die langsame, sehr zum
Bewegen einladende karibische Tanzmusik wird traditionell durch Schlagzeug, Bass, E-Gitarre und
Gesang gespielt, wobei auch Keyboards und Blasinstrumente eingesetzt werden – karibische
Musikinstrumente der Neuzeit.
Bemerkenswert ist auch die typische Off-Beat-Betonung der Gitarren: Meist als reines
Rhythmusinstrument verwendet werden die Zwischentakte betont und verleihen dem Reggae einen
eigenen Groove.

Texte und Hintergrund

Besonders im Roots Reggae werden die Motive der Liebe, Frieden und Einigkeit in den Mittelpunkt
gestellt. Im Zusammenhang mit der Rastafari-Gemeinschaft spielt auch die textliche Verarbeitung der
afrikanischen Herkunft der meisten Jamaikaner und der Konsum von Marihuana eine tragende Rolle in
den Texten des Reggaes.
Oftmals treten besonders Fragen über soziale Ungerechtigkeit, politischen Widerstand und der Wille
zur Freiheit und dem Frieden als zentrale Themen des Reggaes auf.

Jamaika – Ska

Ebenfalls auf Jamaika entstanden bedient sich der Ska Blasinstrumenten und ist der Sound der
Unabhängigkeit Jamaikas von der britischen Kolonialisierung.

Geschichte des Skas

Die Historie des Skas ist eng mit der Vergangenheit Jamaikas verbunden. Die 1962 erlangte
Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft entfesselte eine Welle des Selbstbewusstseins
und der Lebensfreude in Jamaika. Die damals bereits sehr beliebten Musik- und vor allem Tanzstile
Mento, R&B und Boogie-Woogie wurden zur Grundlage einer eigens kreierten und gesuchten
Musikstils für die jamaikanische Kultur- und Lebensart.

Der Ska entwickelte sich in den kommenden Jahrzehnten in drei Wellen. Die erste, jamaikanische Welle
begann in den späten 1950er Jahren, die zweite Welle trat im England der 1970er Jahre auf. Die
dritte Welle des Ska begann dann in den 1980er Jahren.
Die Musik der unterschiedlichen Wellen unterscheidet sich mitunter stark voneinander. Textlich ist
besonders die zweite Welle sehr auf ein neues Publikum ausgelegt: Die in England beliebte
Ska-Bewegung konnte sich damals mit der Punk-Bewegung zusammenschließen und so ganz andere
Themen (soziale Ungerechtigkeit, Antirassismus) für sich entdecken.

Ska – Musik und Tanzstil

Wie kaum ein anderer Musikstil ist Ska Ausdruck der Lebens- und vor allem Tanzfreude der
jamaikanischen Bevölkerung: Während der Suche nach einer neuen Musikrichtung wurde explizit nach
der Tanzbarkeit der Musik ausgewählt. Besonders der neu aufkommende Rock fiel dabei mit Pauken
und Trompeten durch – zwar gefiel die Musik, doch wie sollte man bitte dazu tanzen?
In Jamaika orientiert sich die Musik nach den Gegebenheiten. So kann es durchaus vorkommen, dass
ein eigentlich schnelles Ska-Stück in den heißen Sommermonaten sehr viel langsamer gespielt wird. Klar
– wie soll man sonst schließlich dazu tanzen?

Haiti: Kompa

Haiti hat eine reiche, kulturelle Geschichte und Kompa ist als traditionelle haitianische Volksmusik
typisch karibische Musik!

Die Geschichte des Kompa

In der ehemalige Kolonie Haiti haben sich früh französische, spanische und afrikanische Einflüsse
gemischt und in einer eigenen, traditionellen Musikrichtung vereinigt. Die auch als Meringue
bekannte Volksmusik wurde ab 1955 vor allem vom haitianischen Musiker Nemours Jean-Baptiste
verbreitet.
Nach kurzer Zeit war Kompa ein fester Bestandteil der haitianischen Musikszene. Aber auch auf
Dominica und den Französischen Antillen ist die typisch karibische Musik bis heute weit verbreitet.
Übrigens: Mit Aufkommen der elektronischen Musik erlebte der Kompa eine kleine Renaissance.
Karibische Musikinstrumente und elektronische Sounds wurden in der Musik integriert – mit
mittelmäßigem Erfolg, denn bald schon kehrte man zu den traditionelleren Besetzungen mit
akustischen Instrumenten zurück.

Kompa – Musikalische Besonderheiten

Karibische Musikinstrumente dominieren den Kompa: Kompa definiert sich über den stetigen,
pulsierenden Rhythmus der Tanbou, einer haitianischen Fasstrommel. Besondere Momente
verschaffend die Blasinstrumente dem Kompa: Der einfache, stoische Rhythmus wird als Grundlage für viele
virtuose Soli genutzt.
Der Kompa ist eng mit dem Tanz verbunden: Traditionell MUSS zum Kompa getanzt werden, und zwar
als Paar. Dabei sind die Partner eng umschlungen und die Bewegungen kommen, ganz typisch für die
Karibik, hauptsächlich aus der Hüfte.

Die Texte im Kompa sind meist in englischer, französischer, spanischer oder kreolischer Sprache
verfasst und behandeln das Leben und die Sehnsucht.

Haiti, Guadaloupe, Martinique: Zouk

Zouk bezeichnet nicht nur einen Musikstil – kreolisch bedeutet Zouk „Feier“ – und genauso klingt er
auch!

Geschichte des Zouk

Die Geschichte des Zouk, wie wir ihn heute kennen, ist eng mit dem Musiker und Künstler Henri
Guedon aus Martinique verknüpft. Er war es, der in den 1970er Jahren anfing, den traditionellen
Musikstil der französischen Antillen, Combo, mit Blasinstrumenten und Percussion zu modernisieren.
Das Album „Cosmo Zouk“ markiert die Geburtsstunde des modernen Zouk und ist Ausgang für ein
ganzes Genre und den dazugehörigen, auch heute weit verbreiteten Tanz mit selben Namen.

Musikalische Besonderheiten des Zouk

Zouk entwickelte sich in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich. Eine große Bedeutung hat
dabei neben dem karibischen Zouk auch der brasilianische Einfluss: Der Zouk Brasil ist als eigene
Spielart klassifiziert und verwendet eher langsame Rhythmen.
Der Zouk Lambada hingegen wird sehr schnell getanzt und ist sowohl in Brasilien als auch in seiner
Heimat, der Karibik, sehr beliebt.

Trinidad und Tobago: Calypso

Eine der ältesten, heute noch bekannten und lebendigen Musikstile der Karibik ist der Calypso. Die
Musik geht auf die afrikanisch-stämmigen Sklaven zurück, die von den Franzosen nach Trinidad und
Tobago verschleppt wurden.

Geschichte des Calypso

Der moderne Calypso geht auf die frühen 1900er Jahre zurück und war ursprünglich ein
musikalisches Transportmittel für Nachrichten, Satire und freie Meinungsäußerung.
Die von fahrenden Musikern vorgetragenen Tänze und Lieder wurden von vielen Einwohnern Trinidads
als einziges Nachrichtenmedium geschätzt.
Natürlich wurde schnell versucht, mit Zensurmaßnahmen gegen diese Art der Meinungsäußerung
vorzugehen – mit nur sehr geringem Erfolg!
Bis heute hat Calypso eine lebendige Szene, sogar an Orten, an denen man ihn so gar nicht vermutet:
Im evangelischen Gesangbuch finden sich gleich zwei Calypso. Nummer 188 vertont das Vaterunser,
die Nummer 229 „Kommt mit Gaben und Lobgesang“. Na, wenn das mal nicht gelebte, kulturelle Vielfalt ist!

Karibische Tanzmusik – Nur noch für Touristen?

Vielfach werden wir gefragt, ob die heutige karibische Tanzmusik nur noch für Touristen aufgeführt
wird. Natürlich gibt es spezielle Angebote, die sich besonders auf Touristen spezialisieren und die
Musik als Touristenattraktion vorstellen. Neben solchen, eher für den Massentourismus ausgelegten
Veranstaltungen gibt es jedoch auf den unterschiedlichen karibischen Inseln sehr lebendige
Musikszenen, die sich mit der traditionellen Musik der Karibik beschäftigen.

Die Musik der Karibik hat sich schon immer darüber definiert, viele musikalische Einflüsse in sich
zu kombinieren. Ob europäische Musik, afrikanische Rhythmen oder kreolische Texte – die karibische
Musik ist ein wahrer Schmelztiegel.
So ist es kaum verwunderlich, dass die modernen Spielarten der karibischen Musik immer wieder
weiterentwickelt wurden. Moderne Einflüsse, internationale Künstler und nicht zuletzt das Internet
haben die Entwicklung der karibischen Musik geprägt. Und so können Touristen auch heute noch die
„echte“ karibische Musik genießen.
Wir empfehlen Ihnen, sich auf eine Entdeckungsreise in die karibische Musik zu begeben – starten Sie
in der Karibik mit einem Besuch in einem der vielen Jazz-Clubs und kleinen Musik-Veranstaltungen.
Sie sind grad nicht in der Karibik? Dann kommt Ihnen die folgende Top 10 Liste vielleicht gerade
recht!?

Karibische Musik – Top 10 der wichtigsten Künstler, Alben und Songs

Hier kommt unsere Auswahl der wichtigsten Tracks, Alben oder Künstler der karibischen Musikszene –
viel Spaß beim Stöbern und nicht vergessen: Karibische Musik wird aktiv gehört!

Platz 1: Bob Marley & The Wailers – Catch a Fire

Der Urknall des modernen Reggaes und der Beginn eines globalen Phänomens. Mit bis heute aktuellen
Themen und der unverwechselbaren Leichtigkeit gespickt, die Bob Marley zu einem der bedeutendsten
Künstlern der Karibik machten.

Platz 2: The Skatalites – Ska Boo-Da-Ba

Ska in seiner Reinform, mit Anleihen an östlichen Klängen liefern die Skatalites in diesem
monumentalen Werk. Wer nicht weiß, was ein Off-Beat ist, lernt es hier!

Platz 3: Lord Invader – Calypso at midnight

Lord Invader war einer der wichtigsten Calypso-Musiker des 20. Jahrhunderts. Mit seiner
eindringlichen Stimme und den typischen Klängen Trinidads ist er noch heute ein Idol:

Platz 4: Jolly Boys – Classic Mento from Port Antonio

Die Jolly Boys sind eine der wenigen Bands, die bis heute den Mento in seiner ursprünglichen
Fassung spielen. Für einen Eindruck der musikalischen Brilianz der Jolly Boys sei ihre Version des
Songs „The Passenger“ empfohlen:

Platz 5: Lee Scratch Perry and the Upsetters – Super Ape

Einer der Wegbereiter des Roots Reggae und bis zu seinem Tod ein aktiver Musiker – Lee „Scratch“
Perry gilt als einer der bedeutendsten jamaikanischen Künstler aller Zeiten.

Platz 6: Henri Guédon – Cosmo Zouk

Grandiose Orchestration und Lebensfreude pur – mit Cosmo Zouk ist dem Ausnahmemusiker ein echter
Welterfolg gelungen:

Platz 7: Ensemble Nemours Jean Baptiste – Musical Tour of Haiti

Kompa ist durch kaum einen anderen Künstler so beeinflusst worden, wie durch Nemours Jean Baptiste.
Die musikalische Tour durch Haiti überträgt sofort das Lebensgefühl der Karibik:

Platz 8: Toots and the Maytals – Funky Kingston
Reggae in seiner Reinform – das liefern Toots and the Maytals mit „Funky Kingston“. Wem das nicht in
die Beine fährt…

Platz 9: Desmond Dekker & The Aces – Isrealites

Desmond Dekker galt bis zu seinem Tod in England neben Bob Marley und Lee „Scratch“ Perry als
einer der Pioniere des Ska. Mit dem Song „Isrealites“ landete er einen seiner größten Erfolge:

Platz 10: Buena Vista Social Club – Buena Vista Social Club
Kaum eine andere Gruppe Musiker hat einen derart makellosen Ruf, wie der Buena Vista Social Club.
Dabei ist die Musik der Kubaner kaum einem eigenen Genre zuzuordnen – es ist eine Mischung aus
unterschiedlichsten Einflüssen. Was könnte besser zur karibischen Musik passen?

Karibische Musik – Fazit

Die karibische Musik ist eine vielfältige und bunte Welt, in der die unterschiedlichsten Einflüsse
aufeinandertreffen. Doch bei allen Unterschiedlichkeiten eint alle Stilrichtung die Lebensfreude und
Herzlichkeit der Menschen, die sich in jeder Art der karibischen Musik wiederfindet.
Auch wenn vielerorts rein touristische Aufführungen zu finden sind – die karibische Musikszene ist
lebendig und lebt von Live-Auftritten und ausschweifenden Feiern. Sollten Sie sich für den Kern der
karibischen Musik interessieren, finden Sie das „echte“ musikalische Erlebnis daher eher in kleinen
Jazz-Clubs und Bars, in denen die Musiker ihre Talente live präsentieren.
Für alle, die sich gerade leider nicht in der Karibik befinden, sich aber Lebensfreude nach Hause
holen wollen, haben wir mit unserer Top 10 einen Anfang geschaffen – dem Internet sei Dank kann nun
eine Reise durch die ganze Welt der karibischen Musik beginnen.

Viel Spaß mit Musik aus der Karibik und ihren Interpreten.